Ich war kürzlich in London, eine Woche, ohne Termine. Für mich ein totaler Luxus: einfach mal rauskommen, mich treiben und inspirieren zu lassen. Dabei war der Luxus nicht das Abendessen im schicken griechischen Restaurant um die Ecke oder der Stadtbummel mit vielen kleinen Boutiquen (wenngleich das auch sehr schön war), sondern vor allem eines: der Ortswechsel.
Ab dem Punkt, wo ich in der Ferne angekommen war, öffnete sich gedanklich ein Freiraum, den ich in meiner gewohnten Umgebung nur selten erlebe. Und ich möchte behaupten, dass ich ziemlich gut darin bin, auch in meiner Heimat neue Inspiration zu finden, bspw. in Ausstellungen, in Konzerten, auf Märkten, etc.
Immer wieder bin ich fasziniert: woran liegt es, dass ein einzelner Ortswechsel so viel gedankliche Offenheit, gar Freiheit, mit sich bringt?
Ist es vielleicht eine andere Sprache oder eine geänderte physische Umgebung? Liegt es an andersartigen Gerüchen und Klängen? Oder werden wir vor allem über den Körper (physisch) in einen anderen Zustand versetzt, in dem wir besonders empfänglich sind für neue Impulse? Es scheint mir, dass es eine Kunst ist, diesen gedanklichen Freiraum zu kreieren und dann auch bewusst wahrzunehmen.
Welche Wechselspiele Kunst und unser Leben sonst noch haben, dafür habe ich in London viele Ideen gekriegt. Und auch viele Erklärungen, warum der folgende Satz so wahr ist: “The EARTH without ART is just EH.”
🔎 Aus der Forschung
Kunst in ihren zahllosen Formen, verändert unseren Geist und unseren Körper — das ist nun auch wissenschaftlich erwiesen. In ihrem Buch Your Brain on Art gehen die beiden Autorinnen, Susan Magsamen und Ivy Ross, sogar noch einen Schritt weiter und sagen: je mehr wir uns in Kunst und Ästhetik vertiefen, desto gesünder und glücklicher werden wir
Der Forschungsbereich “Neuroarts” untersucht, wie Kunst und ästhetische Erfahrungen den Körper, das Gehirn und das Verhalten messbar verändern — und wie dieses Wissen in Praktiken umgesetzt wird, die unsere Gesundheit, Wohlbefinden und Lernen fördern.
Wissenschaftler entdecken, dass die Künste ein komplexes physiologisches Netzwerk miteinander verbundener Systeme — einschließlich neuronaler Schaltkreise, des Kreislaufs, der Atmung, des Immunsystems, des Hormonsystems und der Psychologie — wie nichts anderes verändern. Zu den tragenden Säulen gehören das Konzept der Neurowissenschaft sowie die Idee von angereicherten Umgebungen (engl.: enriched environments).
💬 On words
"Foucault fiel auf, „dass Kunst in unserer Gesellschaft zu etwas geworden ist, das nur Gegenstände, nicht aber Individuen oder das Leben betrifft. Dass Kunst etwas Gesondertes ist, das von Experten, nämlich Künstlern gemacht wird. Aber könnte nicht das Leben eines jeden ein Kunstwerk werden?“" – Wilhelm Schmid | Philosophie Der Lebenskunst
💎 Kunst*Fund*Gold*Stück
Wie nah Kunst und Natur beieinander liegen, zeigt das Werk der tchechischen Künstlerin Maria Bartuszová (1936-1996). Der Ausdruck von Fragilität und Vergänglichkeit in vor allem gips-basierten Skulpturen hat mich sehr berührt. Zudem ist es ihr immer wieder gelungen, ihre Kunstwerke in einen praktischen Kontext zu setzen, so z.B. bei Objekten für einen Workshop mit sehbehinderten Kindern oder eine Kindergartenrutsche. Gerade ihre späteren Arbeiten bezeichnet sie selbst als “Symbole für Beziehungen zwischen Menschen“ (Coverbild oben: eigenes Photo aus ihrer aktuellen Ausstellung, Tate Modern).
📆 Save-the-space – Workshop “Stress bewältigen”
Lebenskunst bedeutet auch, Stress im Alltag zu bewältigen. Vieles dazu wissen wir rein kognitiv, aber schlussendlich tun wir uns schwer, Dinge ganz praktisch umzusetzen. Wie wir Stress frühzeitig erkennen und besser damit umgehen können, darum geht’s im nächsten Workshop (online) von ON.WORDS mit meiner Kollegin und Freundin Sophie von The House of Good am 11.05.2023 um 19:00. Jetzt kostenfrei anmelden.
🧭 Zum Nachdenken und -spüren
Wann bist Du zum letzten Mal mit Kunst in Berührung gekommen? Was hat das in Dir ausgelöst?
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